„Der Preis der Kunst“

Neulich hatte ich mal wieder eine Ausstellung, es waren nicht meine Arbeiten, das heisst, in diesem Falle bin ich dann nicht mehr Künstlerin, sondern Galeristin – könnte man sagen.
Da kam eine Person herein, stellte mir viele Fragen und sah sich alles genau an. Kennen Sie das, wenn jemand Ihnen ständig das Gefühl gibt, mehr von Ihrem Job zu verstehen als Sie?
Egal, so was soll’s geben, aber dann sagte die Person: „Ich interessiere mich für diese Arbeit, Sie können Sie mir doch ruhig billiger geben, Sie müssen ja nicht davon leben…“

Diese Begebenheit brachte mich auf den Gedanken, mal ein paar Fragen und Betrachtungen in den Raum zu stellen.

Die Sache mit den Preisen von Produkten ist eine ganz spezielle Sache, besonders, wenn es keine Richtpreise gibt, wie das ja nun auf dem sogenannten Kunstmarkt der Fall ist. Was ein Liter Milch in Deutschland durchschnittlich so kostet, ist leicht festzustellen, bei einem Bild, einer Zeichnung sieht die Sache schon ganz anders aus.

Mal abgesehen vom Euro, der ja auch gerne Teuro genannt wird, was darf ich als Künstlerin denn für meine Arbeit berechnen?
Es ist wirklich Arbeit, wie alle Kunstschaffenden wahrscheinlich bestätigen werden, selbst wenn ein Werk in kurzer Zeit hergestellt wird, wieviel Arbeit hat es gebraucht so professionell zu werden?

Aber da sind weitere Fragen:
Berechtigt mich ein nachgewiesenes Studium, das heisst eins mit offizieller Bestätigung einer Universität desselben dazu, mehr Geld für meine Malerei zu nehmen?

Andersherum, auch wenn ich jahrelang an meinem Talent gearbeitet habe, was man am Ergebnis meiner Arbeiten sehen kann, aber keine offizielle Bestätigung der Universität habe, muss ich meine Arbeiten dann zu Schleuderpreisen hergeben?

Ist ein nachgewiesenes Studium wirklich ein BEWEIS für Kreativität und gute Arbeit?

Handeln Sie immer die Preise herunter? Auch beim Bäcker? Oder, wenn Sie sich ein ungerahmtes Poster bei einem Großhändler kaufen, das
a) kein Einzelstück ist
b) vermutlich nicht von jemand ist, den Sie persönlich kennen und
c) wahrscheinlich im besten Falle Erben bereichert, den möglicherweise toten Künstler aber nicht mehr.

Wieviel ist es Ihnen wert, dass in unserer Gesellschaft Kunstschaffende versuchen, diese zu verändern, zu bereichern oder etwas zu bewegen?

Gehen Sie auf Vernissagen, um Ihre Freunde oder „Kunst“ zu sehen?

Glauben Sie, dass gute Künstler es schon schaffen werden oder würden Sie sie doch lieber dabei unterstützen?

Glauben Sie, dass gute Kunst nur in Museen und renommierten Galerien zu finden ist? (Was auch immer genau unter beidem zu verstehen ist)

Ist Kunst im Privatraum ein Statement, eine Lebensphilosophie oder eine Frage des Geschmacks und/oder des Innenarchitekten, den man beschäftigt?

Würden Sie eine staatliche Unterstützung für freie Kunstschaffende befürworten oder sollte es die nur für Institutionen und Vereine geben?

Erinnern Sie sich manchmal daran, daß Künstler, deren Bilder heute für aberwitzige Millionenbeträge verkauft werden, zu ihren Lebzeiten am Hungertuch genagt haben und vielleicht noch mehr Meisterwerke gemalt hätten, wenn Sie nicht Aushilfsjobs hätten machen müssen, um mal wieder etwas zu essen und Leinwand kaufen zu können?

4 Kommentare

    1. arianezuber 11. Juni 2010 at 19:52

      Hallo Frank,
      danke. Ja, es ist ein stets wiederkehrendes Thema, weil es ein existenzielles ist. Aber es ist eben wie meistens 😉 dass nämlich jeder seine eigene Lösung für sich finden muss…Freue mich über Deinen virtuellen Besuch und komme auch mal gucken…

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