Kirchenfenster in Hardegsen

Vor einer Weile haben wir Hardegsen besucht, schöner kleiner Ort, dabei haben wir auch die Kirche St. Mauritius gesehen – leider nur von außen. Als ich das Fenster sah, hatte ich sofort das Gefühl, dass ich davon ein Bild malen will.

Zunächst kurz zur Geschichte der Kirche

Erbaut wurde St. Mauritius anno 1423 von der Witwe des Herzogs Otto von Braunschweig, Herzogin Margarete, sie war seine zweite Frau (Margarete von Berg). Die St.-Mauritius-Kirche ist vermutlich die Nachfolgerin einer früheren Kirche, die wohl an der gleichen Stelle stand – der Name der Kirche deutet darauf hin – da eigentlich deutlich früher, nämlich im 11. Jahrhundert, St. Mauritius häufig als Schutzheiliger für Kirchen gewählt wurde.

Zurück zu Margarete: Sie ließ der Kirche zahlreiche Schenkungen und Güter zukommen und wurde in „Ihrer“ Kirche begraben. Der zweite Wohltäter der Kirche war ihr zweitgeborener Sohn: Herzog Otto Cocles, der Einäugige, von Göttingen.

Jetzt kommt der spannende Teil, den ich erst nach Fertigstellung des Bildes erfuhr: Ihr Gatte – obiger Otto – residierte in Hardegsen und starb dort 1394. Zu seinem Todeszeitpunkt lebte er im Kirchenbann, weil er die Kirche St. Martin in Kirchgandern im Jahre 1392 verwüstet hatte. Aus diesem Grund wurde er in ungeweihter Erde nahe Northeim beerdigt. Erst später wurde er posthum von dem Kirchenbann befreit.

Klar ist also, die beiden Herrschaften unter dem Fenster sind Mutter und Sohn, das erklärt mir heute auch, warum die Frau größer als der Mann ist.

In meinem Universum…

Jeder Mensch hat ja so seinen eigenen Blick, quasi wie ein eigenes kleines Universum, mit einer hin und wieder mehr gefühlten Wahrheit – mein Eindruck war in dem Moment:
Erst wäre Ihnen der Himmel fast auf den Kopf gefallen (als der Ehemann aus der Kirche ausgeschlossen wurde, wie man an dem nachgebesserten gotischen Bogen des Fensters sieht) dann haben Margarete und ihr Sohn sich einen Platz gesichert, der ihnen versprach eines Tages vom Licht der göttlichen Gnade beschienen zu werden. Damals sicher nicht gedanklich am Himmel schaukelnd, aber wer weiß? Mir gefiel der Gedanke.

Da haben nach so langer Zeit Steine „zu mir gesprochen“, das war eine spannende Erfahrung.
Ei-Tempera und Ölfarbe auf Leinen, 50×100 cm.